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Der Spagat zwischen Tradition und Moderne –
das Gasthaus Müller in Göxe

Eine klare Ochsenschwanzsuppe mit Sellerieravioli, ein Kräuter-Pilzrisotto mit gefülltem Wachtelkotelett, ein pochiertes Kalbsfilet mit Champagner-Schnittlauchbutter. Wer solche Gerichte auf der Karte stehen hat, setzt ein klares Signal: Hier werden hochwertige Produkte mutig zubereitet. Die Brüder Frank und Rolf Müller vom Gasthaus Müller in Göxe sind Verfasser dieser Speisekarte und wollen noch ein bisschen mehr. Sie haben den Anspruch, ihren Gästen ausschließlich frische, saisonale und, wenn möglich, regionale Produkte zu servieren - eine sensible Philosophie, die die beiden Köche immer wieder begeistert und herausfordert.

Doch bevor wir uns die Speisekarte der Müllers genauer ansehen, sollten wir erstmal klären, wo wir uns hier überhaupt befinden. Nach Göxe (langes ö, also Gööööööxe, nicht Göxxxxxe) kommt man, wenn man von Hannover die B 65 rund 20 Kilometer Richtung Westfalen fährt. Wenige Meter hinter dem Ortsschild ist das Gasthaus Müller auf der linken Seite nicht zu übersehen und das bereits seit dem 19. Jahrhundert. Ja, selbst Hannovers Könige haben hier schon Station gemacht, teils, um ihre Pferde versorgen zu lassen, aber auch, um hier eine gepflegte Bauernvesper abzuhalten. Dass der Stemmer Berg unweit von Göxe sogar Option für den Standort des Welfenschlosses Marienburg war, leuchtet jedem ein, der sich auf Müllers Gartenterrasse begibt: Der Blick von hier auf den Deister ist weit und einfach schön.

Hier führen die Gebrüder Müller mit ihren Frauen Grit und Anette den Familienbetrieb mittlerweile in der fünften Generation. Gemeinsam gelingt ihnen der Spagat zwischen Tradition und Moderne: Im einzigen Lokals des kleinen Ortes finden selbstverständlich die Familienfeiern statt. Von Taufe und Konfirmation bis zum Beerdigungskaffee mit Butterkuchen und Mettbrötchen. Gleichzeitig lockt die Speisekarte mit Feinem von Thunfisch und Hummer, souffliertem Steinbuttfilet mit Champagnersauce oder rosa gebratenen Lammnüsschen mit Balsamico-Thymianjus die Feinschmecker aus der ganzen Region Hannover nach Göxe. Und Müllers übertreiben keineswegs, wenn sie ihren Festsaal als den schönsten im Calenberger Land bezeichnen. Hier wurde schon so manche Traumhochzeit gefeiert und bis in den frühen Morgen durchgetanzt. Klar, Corona kam auch nach Göxe und machte lang geplanten Festen einen gepflegten Strich durch die Rechnung. Doch Müllers begegneten der Krise mit Kreativität und eröffneten ihre Manufaktur „Müllers to Go“. Neben Menüs zum Mitnehmen gibt es hier köstliche Suppen und Saucen, die in hübsche Gläser abgefüllt werden und beim Selberessen ebenso Freude bereiten wie beim Verschenken.

Ihr konsequenter Qualitätsanspruch brachte Familie Müller nicht nur diverse Empfehlungen einschlägiger Redaktionen, etwa von Gault Millau, Guide Michelin, Der Feinschmecker oder Gusto. Ihr hoher Anspruch brachte sie auch dazu, sich der weltweiten Slow-Food-Bewegung anzuschließen, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, die Kultur des Essens und Trinkens zu pflegen und die regionale Geschmacksvielfalt zu erhalten. Die Umsetzung dieser Idee überzeugt bis tief in Müllers Weinkeller. Hier findet man hauptsächlich deutsche Weine, sagen wir, über 90 Prozent. Wein ist immer auch ein Stück Identität. „Wir haben in Deutschland alles, um ausgezeichnete Weine zu produzieren und um unseren Riesling beneidet uns die ganze Welt“, betont Frank Müller. Ein Blick in die Weinkarte lohnt sich hier allemal, ein WHO is WHO der deutschen Topwinzer: Knipser, Dr. Heger, Horst Sauer, Wirsching, Wegeler....um nur einige zu nennen.

Eine gute Küche ist ohne guten Wein nur schwer vorstellbar, ihre Krönung jedoch ist eine Sauce mit schöner Farbe und edlem Glanz. Ihre Zubereitung gehört zum Schwierigsten, das es auf dem Gebiet der Kochkunst zu tun gibt, und fängt immer mit einem Fond an. Gut und gerne drei Tage simmern Knochen, Fleisch, Gemüse und Kräuter vor sich hin, während ihnen ihr Aroma entzogen wird. Die alten Knochen raus, neue Knochen rein. Nur so geht`s, alles andere schmeckt fahl und erinnert an Blumenwasser. Diese Kunst weiterzugeben, ist für beide Müllers eine Herzensangelegenheit und daher kümmern sie sich in besonderem Maße um ihren Nachwuchs. Was nicht ganz unbemerkt bleibt: 2018 wurde das Gasthaus Müller als eines von nur vier Restaurants in ganz Deutschland vom Magazin Chefs! für seine herausragenden Ausbildungsleistungen im Kochberuf ausgezeichnet. Besonders stolz sind Müllers auf Til Eppler, der 2019 im zarten Alter von 19 Jahren zu Niedersachsens bestem Nachwuchskoch gekürt wurde und wenig später in Königswinter einen guten 6. Platz bei den deutschen Jugendmeisterschaften der DEHOGA belegte. „Nachwuchsarbeit ist so mühsam wie das Fondkochen, aber es lohnt sich immer“, sagt Frank Müller. Denn: „Von nix kommt nun mal nix.“

 

Gasthaus Müller, Goltener Strasse 2,

30890 Barsinghausen

Tel.: 05109-2163

www.gasthausmueller.de 

info@gasthausmueller.de